Viele unserer Brautpaare haben einen russischen oder einen russischsprachigen Hintergrund. Gerade die Kunden, die aus gemischten Kulturkreisen stammen und/oder internationale Gäste einladen möchten, die die russische Hochzeitskultur nicht kennen, werden sich spätestens bei der Programmabsprache diese Frage stellen müssen.
Was ist ein Schuhklau?
Der Ursprung
Doch zunächst einmal: was beinhaltet der sogenannte Schuhklau und wo kommt dieser Brauch eigentlich her?
Es ist wichtig zu wissen, dass der Schuhklau (im Russischen: выкуп или кража туфельки), so wie wir ihn heute kennen, mit der ursprünglichen Tradition nur wenig bis nichts gemeinsam hat. Im alten Russland, lange bevor es Hochzeitsaccessoires im Überfluss gab, wurden die Schuhe der Braut als höchst wertvolles Gut angesehen. Alle Freundinnen probierten die Schuhe der Braut an. Die Freundin, der die Schuhe passten, verweigerte (nach Absprache mit der Braut) die Rückgabe und verlangte nach einer Ablöse. Der Bräutigam wurde damit auf seine Großzügigkeit getestet. So konnte die Braut, die meistens nur wenig über ihren Bräutigam wusste, sich ein besseres Bild von ihrem zukünftigen Ehemann machen.
Die Gegenwart
In der neuen Zeit wurde dieser Brauch stark modifiziert und zum Entertainment für die Gäste umfunktioniert. Die moderne Durchführung versteht sich als ein spaßiger Act, in dem ein paar auserwählte Hochzeitsgäste bunt (traditionell als Zigeuner oder auch als andere „Übeltäter“) verkleidet werden und auf unterschiedliche Art den Schuh der Braut ‚entwenden‘. Den Schuh zurück gibt es ausschließlich gegen eine monetäre Ablöse. Die Gäste bezahlen diese gern und lassen sich als Gegenleistung oft kleine Wünsche (u.a. lustige/peinliche Tänzchen und schiffe Gesangseinlagen) von den Trauzeugen erfüllen, weil diese die Entwendung des Schuhs „nicht verhindern konnten“. Gerade durch die Wünsche der Gäste hat der Schuhklau ein großes Potenzial für beides: ein Desaster oder ein Highlight der Feier.
Nun die Fragen, die die meisten quälen: gehört der Schuhklau (und ähnliche kostümierte Geldspiele) auf unsere Hochzeit? Ist es angebracht die Gäste um Geld zu bitten? Werden unsere nicht russischen Gäste es mögen? Wird unsere Hochzeit ohne den Schuhklau langweilig?
Nach fast 300 durchgeführten Hochzeiten, möchten wir Ihnen helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen ob der Schuhklau auf Ihre Hochzeit gehört. Dafür haben wir uns mit den häufigsten Bedenken unserer Kunden auseinander gesetzt und probiert jeden Einzelnen differenziert zu beleuchten.
1. „Unsere Gäste kennen keine Geldspiele und keiner wird mitmachen“
Es ist ein Irrglaube, dass die Europäer keine Geldspiele kennen. Auch bei den Deutschen sind diverse Hochzeitsspiele, die Geld involvieren, einigermaßen verbreitet. Entscheidet man sich für ein traditionelles Geldspiel, kann man trotzdem seinen internationalen Gästen Bescheid geben – in der Einladung, unter vier Augen, auf der Hochzeitswebseite, per Rundmail. Bittet die Gäste als Teil des Geschenks einige kleine Scheine für die russischen Traditionen mitzubringen. Eure Gäste werden der Bitte nicht nur gern nachkommen, sondern werden dabei auch auf den kleinen „Kulturschock“ vorbereitet. Ist es für das Brautpaar unangenehm die Gäste um das Mitbringen der kleinen Scheine zu bitten, ist es ein gutes Zeichen, dass man auf den Schuhklau verzichten sollte.
2. „Das Geld können wir gut gebrauchen!“
Man sollte niemals einen beträchtlichen Geldbetrag erwarten. Die Geldspiele haben heute eher einen symbolischen Charakter, die größte Summe steckt im Geschenkumschlag. Es gibt nichts Peinlicheres, als eine Tamada, die die Gäste (mit oder ohne Wunsch des Brautpaares) permanent nach mehr Geld fragt. Sollte also der Grund für ein Geldspiel tatsächlich Geld sein – kann man sich getrost gleich dagegen entscheiden. Reich wird man damit nämlich nicht.
3. „Zu oft gesehen… Langweilig!“
Ein Geldspiel muss dabei nicht unbedingt der Schuhklau sein. Ob eine Inszenierung des Brautklaus, ein Geschlechterkampf für das zukünftige erstgeborene Kind, ein Schleiertanz oder andere originelle Möglichkeiten können durchaus als Alternativen dienen, wenn man sich an den Schuhklau bereits „satt“ gesehen hat, aber dennoch den russischen Gästen, die traditionsgemäß viel Geld mitbringen, eine Möglichkeit geben möchte es loszuwerden.
4. „Es dauert ewig!“
Man muss sich im Klaren sein, dass ein Geldspiel (insbesondere mit vielen Gästen), viele Aspekte der Durchführung mit sich bringt und somit oft lange dauern kann – insbesondere wenn die Tamada nur wenig „Kontrolle“ über die Gäste hat und einige permanente Wünsche für die Trauzeugen (und somit Bares) nachlegen möchten. Die anderen Gäste könnten schnell gelangweilt werden und man erreicht das Gegenteil von dem Gewollten. Wichtig: man sollte im Voraus mit der Tamada unbedingt zeitliche Limits vereinbaren und den groben Ablauf des Geldspiels kennen.
5. „Unsere Gäste erwarten es von uns!“
Manche russische Gäste, insbesondere der älteren Generation angehörend, werden sich manchmal unzufrieden zeigen, wenn man den traditionellen Schuhklau ausfallen lässt. Dabei muss man sich eine wichtige Frage stellen: für wen veranstalten wir die Hochzeit? Hier kann die Antwort sehr unterschiedlich ausfallen und jeder muss über diese für sich selbst entscheiden. Entscheidet man sich gegen einen Schuhklau, hilft es oft, besonders involvierte Verwandte vorzuwarnen und ihnen zu erklären, warum man den Schuhklau ausfallen lässt. Wir haben genug Gäste erlebt, die gegen den Wunsch des Brautpaares einen Schuhklau „erzwingen“ wollten – dies kann man vermeiden. Bitten Sie diese Gäste höflich schon im voraus keine Geldscheine mitzubringen, sondern diese direkt in den Umschlag zu stecken. Oder entscheiden Sie sich für ein (leichtes) alternatives Geldspiel.
6. „Ich finde es toll und schrecklich zu gleich!“
Schuhklau ist ein Kulturschok!
Schuhklau ist eine Kulturbereicherung!
Beide dieser Aussagen stimmen gleichermaßen. Möchte man eine Prinzessinnenhochzeit erleben, wie sie im Hollywood gezeigt wird, dann sollte man auf kostümierte Männer in Perücken und Lippenstift unbedingt verzichten. Möchte man lautstark feiern, lachen und den Gästen eine Tradition näher bringen, die es so kein zweites Mal gibt- dann her mit den Zigeunern (oder auch weit originelleren Charakteren, die zu dem Gesamtkonzept passen sollten)! Man kann auch beides vereinen – dies setzt allerdings höchstes berufliches Geschick des Moderierenden voraus – haben Sie das Vertrauen in Ihre Tamada? Fakt ist: schöne, bunte und qualitativ hochwertige Kostüme können Ihre Hochzeit bereichern. Alte, lächerliche Lumpen und Kostüme aus dem Faschingsladen eher nicht. Fakt ist: humorvolle Gäste, die sich einige Sätze merken können und eine Geschichte mit Sinn performen und dabei Ihren Gästen dezent Geld abnehmen, sorgen für Gelächter.
Betrunkene und unkontrollierbare Gäste, die sich obszön verhalten und andere Gäste bedrängen, sorgen eher für Fremdschämen. Was man am Ende bekommt weiß man oft vorher nicht. Dies hängt von der Tamada, den Gästen, den Teilnehmern, den Kostümen und dem Hochprozentigen ab. Diese Risiken muss man in Kauf nehmen, um spätere Enttäuschungen zu vermeiden.
Haben Sie die richtige Moderatorin gebucht (zum Beispiel unsere Damen von Grant Hochzeit), werden Sie sich mit Freuden zu vielen Alternativen zum klassischen Schuhklau beraten lassen können. Unter anderem haben wir ein Konzept erstellt, dass unabhängig von der Anzahl der Gäste maximal eine halbe Stunde dauert, geschmackvoll ist, für Lacher sorgt und alle zufrieden stellt. Grundsätzlich gilt: eine moderne Interpretation einer Traditionen kann nicht nur für frischen Wind sorgen, sondern auch die bekannten Risiken (zumindest zum Teil) umschiffen.
Der wichtigste Aspekt für die Entscheidung für oder gegen einen Schuhklau sollte in erster Linie die Frage sein, ob diese oder jene Tradition zu dem Brautpaar passt. Was kann das Brautpaar damit anfangen? Haben beide Partner dieses Spiel schonmal erlebt und für gut befunden? Wie sind Ihre Gäste eingestellt? Wird es ihnen aller Voraussicht nach gefallen? Passt es ins Gesamtkonzept? Kann ich mit den Risiken leben? Sie MÜSSEN NICHT jeder Tradition nachgehen. Der wichtigste Ratschlag: sich keinen Druck von der Verwandtschaft oder von der Tamada machen lassen – das Brautpaar sollte immer die Entscheidung selbst fällen und sich nicht überreden lassen.
Sie können sich immer noch nicht entscheiden? Rufen Sie uns an. Wir sprechen gemeinsam über alle Pro’s und Contra’s und entwickeln ein Konzept, das zu Ihnen passt.